Immer wieder haben Beobachter des Vorhabens „Vom Kaukasus zum Königstuhl“ kritisch nachgefragt, woher Martin Fluch die Kondition nehme und die Zuversicht, dieses Abenteuer anzugehen. Wie wolle ein Lehrer im Volltime-Job und ein Familienvater dies schaffen? Ohne ständiges Training ginge das doch nicht. Und jetzt sind viele überrascht über die durschnittlich mehr als 50 Kilometer, die Martin Fluch in der ersten Woche pro Tag zurückgelegt hat. Wir aktualisieren, wenn möglich täglich, die Strecken, die Martin zurückgelegt hat . Zum Thema Konditionstraining: Hier ist die durchaus ungewöhnliche Antwort von Martin Fluch. Und für alle, die das nicht glauben wollen, hat er am Ende des Artikels auch noch einen Video-Beweis.
Wer kann sich schon vorstellen, in der Stadt Batumi, subtropisch am Schwarzen Meer gelegen, einen 8000er zu besteigen. Richtig! Am Schwarzen Meer sind eigentlich Höhentraining, beziehungsweise Höhenbergsteigen, nicht gerade alltäglich. Doch von Anfang an.
Am ersten Januar 2013 begann meine Tätigkeit als Deutschlehrer in Batumi an der Privatschule Euro 2000. Ein ungewöhnliches Gebäude nennt die Schule ihr eigen. Schmal, sehr schmal, dafür neun Stockwerke hoch.
Die beiden Direktoren, Anzor und Marina, sitzen – wie die gesamte Verwaltung – im zweiten Stock. Mein Deutschraum befindet sich unter dem Himmel, im achten Stock. Im Erdgeschoss befindet sich die Kantine, das Lehrerzimmer im sechsten Stock, die Bibliothek im siebten Stock.
Doch nicht nur aufgrund der infrastrukturellen Besonderheiten der Schule bewege ich mich den ganzen Tag zwischen diesen Stockwerken hin und her. Da ist auch noch das nicht zu unterschätzende Problem mit den Toiletten.
Die Schule ist für mich in diesen Jahren meiner Tätigkeit hier nicht nur Arbeitsplatz, sondern alltägliches Trainingsgelände geworden. Ich hab mir das auch, ehrlich gesagt, zunutze gemacht und laufe auch einfach mal so während der Pausen einige Stockwerke nach unten und wieder nach oben.
Anmerkung: Seit einem Jahr gibt es einen Lift! War anfänglich eigentlich nur für einen Teil der Lehrerschaft gedacht, heute okkupiert das bewegungsfaule Schülervolk den Lift. Und man muss sich mal vorstellen, selbst der Sportlehrer bringt seine Schüler aus dem dritten Stock in der Pause hoch zum Sportsaal im neunten Stock. Warmlaufen! Mein Gott!! Selbst Sport gibt sich hier bequem und faul.
Ich dagegen: Geschätzte 7 x pro Tag steige ich von ganz unten bis ganz nach oben, unter den Himmel.
Und das 5 x pro Woche. Circa 14 Wochen im ersten Halbjahr. Im zweiten Halbjahr kommen wir auf 20 Wochen und das würde bedeuten, dass ich an circa 175 Tagen pro Schuljahr diese Stockwerke 7 x durchsteige.
Dazu kommt so ganz nebenbei die Wohnung im achten Stock und der Lift hat die Angewohnheit, mindestens einmal pro Woche nicht zu funktionieren. Und auch wegen des Trainingseffektes lauf ich ab und an gern freiwillig nach oben. Nach unten sogar sehr oft.
So. Mehrmals durchgerechnet und auf verschiedenen Wegen nachgeprüft, komme ich zu folgendem, ziemlich exakten Ergebnis. Pro Woche steige ich 1.125 Meter in die Höhe. In 14 Wochen des ersten Halbjahres komme ich auf 15.750 Höhenmeter, im zweiten Halbjahr sogar auf 22.500 Höhenmeter.
Damit habe ich in meinen fünfeinhalb Jahren in Batumi, subtropisch am Schwarzen Meer gelegen, gut 213 Höhenkilometer bewältigt.
Alle 14 Berge der 8000-er Klasse (Mount Everest, K2, Kangchendzönga, Lhotse, Mahalu, Cho Oyu, Dhaulagiri, Manaslu, NangaParbat, Annapurna I, Gasherbrum I, Broad Peak, Gasherbrum II, Shishapangma) bringen es zusammen auf 107,805 Höhenkilometer. Die Seven Summits, die höchsten Berge aller Kontinente (ohne den Mount Everest, den wir ja schon einberechnet haben) ergeben 35,465 Höhen-Kilometer. Die fünf Siebentausender der ehemaligen Sowjetunion, für deren Besteigung man den Schneeleopard-Orden bekommt, messen 36,183 Höhenkilometer.
All diese Berge ergeben zusammen knapp 180 Höhenkilometer. Ich habe in meinen Jahren in der Schule EURO 2000 damit 33 Höhenkilometer mehr in den Beinen.
Der Video-Beweis